Niederstaufener Mundart

Wia ma bei iis schwätzt

Die regionalen Mundarten, auch Dialekte genannt, sind eine aussterbende Spezies. Das könnte man befürchten, wenn man den jüngeren Mitbürgern beim Reden zuhört. Nicht nur die neuen Medien, wozu ein altmodischer Mensch auch den Rundfunk und das Fernsehen zu zählen geneigt ist, auch die Zentralisierung der Schulbildung, die wechselnde Lehrerschaft, die sich oft aus weit entfernten Regionen rekrutiert, und die Furcht Mundart sprechender Eltern, ihre Kinder hätten einen Fortkommensnachteil, wenn sie "so schwätzed, wia na's Muhl gwachse isch"! 

Als Mundartsprecher kommt man sich immer noch ein wenig minderwertig und vielleicht sogar ungebildet vor. Es sei denn, man ist Schweizer, Ober- und Ostallgäuer oder Oberbayer! Bei diesen Volkstumsgruppen fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. Auch weiter östlich, nördlich und südlich der Westallgäuer, zu denen sich die Niederstaufner beharrlich zählen, wächst der Stolz auf die eigenständige Sprache. Das soll unser Vorbild sein. 

Wir, die Heimatpfleg(l)er von Niederstaufen, die wir zwar auch schon nicht mehr zu den Allerjüngsten zählen, wollen versuchen, unsere Niederstaufner Mundart, die sich schon ein wenig von der der umliegenden Dörfer und Städte unterscheidet, zu erhalten und aussterbende Begriffe in die Erinnerung zurück zu holen.

Niederstaufener Mundart 

A

aag(ao)ng - anfangen; es fängt ein Feuer an zu brennen

aamache, bizzle - Begehren erwecken

aane - oh je, "ach du liebe Zeit"

aalegge - anziehen 

aasichtig weare- zu Gesicht bekommen

aaschdelle (ebbas aaschdelle) - etwas verbotenes machen, sich was zuschulden kommen lassen 

abar - herunter

abb - abgebrochen, entzwei 

abe - hinunter

abhä(ö)ldig - schräg abfallend 

abfiisle - abnagen (Fleisch vom Knochen)

a(o)ber, a(o)per - schneefrei 

adör - anhänglich (störend) 

afánge – nun endlich,vorderhand, langsam i.S.v.vom Jetzt ausgehend aheefle – Hefeteig bereiten, schwanger werden

agrad a so (grad a so) - gerade noch, genau so 

albott (allbodd) – häufig, oft

allad(t), allbott, all Henneschiß- immer, immer wieder in kurzen Abständen

alle(a)weag - auf alle Arten, in allen Fällen 

alla(e) mee - immer wieder 

amend - etwa gar, womöglich, schließlich; mit Nachfrage: amend hä 

an Gluuscht – Appetitauf etwas Bestimmtes

A(o)is - Furunkel 

aufhe(e)ba(e) - aufheben, aufbewahren 

ausdenkt (usdenkt) - auf einen Vorteil bedacht sein 

ausgeschämt (usgschämt) - unverschämt, schamlos 

ausrichte (usrichte) (ebban usrichte) - über jemandes schlechtes erzählen 

ägschbliziere - erklären 

äschdimiere - loben, Wert schätzen, ehren 

B

Bacheschtuiner - Backsteinkäse 

Babbedeggl - Karton 

bache - backen

bachele warm- gut warm, gemütlich warm 

Bagge - Wange

Bälg - Kinder

Bämsl - Pinsel 

bäbbe - kleben 

B(ao)h - Lagerplatz auf einer Empore in einer Tenne 

B(ao)hle - Kater 

b(ao)mbbele - baumeln 

B(ao)tsche - Hausschuh

b(ao)tschig - lahm, verschlafen 

Bapf(i) - Schnuller 

Beattlmetzgar - Lindenberger Biibele – Kücken

Beafzger - kleiner Hund, Kläffer 

benze - nörgeln 

Bfläddr - Kuhfladen 

bibbre - zittern, vor Kälte schlottern 

Bettseucher - Buschwindröschen 

Bierling - kleiner Heuhaufen 

Bind – Obstgarten mit Hochstämmen 

biisle – Wasser lassen

Biibele - kleine Küken

Biig (Holz) - Holzstapel biige: aufschichten 

Birzl  –  a kluina Birzl - ein kleiner Kerl

Bißgurre - keifendes Weib

bitzle –  a bitzle – ein wenig

bitzle – mi bizlets– mich reizt, ich möchtegar zu gern

Bix  –  Dose,  primäres weibliches Geschlechtsorgan, abwertende Bezeichnung für weibliches Wesen

bläare - weinen 

bläatzwiis - stellenweise 

Blärhafe – weinerliches Kind, jemand der dicht ans Wasser gebaut hat

Blätzle - kleines Weihnachtsgebäck 

bl(ao)ge - quälen, plagen 

blangre – sehnen, ersehnen bode – ziemlich (bode viil)

bludd(tt) - kahl, haarlos, nackt 

bluedsnarred - außergewöhnlich zornig 

bocke (bogge) - beleidigt tun, sich weigern 

Bodebiira – Kartoffel

Boad(t)sche – Hausschuhe, langweiliger Typ 

briagga, bläre – weinen

bode - ziemlich 

bö(e)bbele - (Böbbele) = kleine Menge, rieseln, feiner Hagel

bö(e)ldr als idd - eher als nicht 

Bre(a)(ä)nter - Art Hafermus

breatlesbroit - (schwätze) sehr ausführlich daherreden  

bruddle - vor sich her nörgeln 

brüeßle - schimpfen, maulen 

brogge – pflücken

bseasse - von etwas beseelt sein, sehr kämpferisch aktiv, leidenschaftlich, temperamentvoll 

bschiaße - es reicht aus

bschidd(tt)e - Gülle ausbringen 

bschosse – geistesgegenwärtig 

Bubuz , Buunabl - Bauchnabel 

Buinr - Knochen

Buschla - gebündeltes Reisig 

Buseler, Buusler – Kälbchen 

Buudl - Fläschchen für das Baby 

Butzele – Baby, Säugling 

Butze - Kerngehäuse eines Apfels, es hot an Butze: es ist nicht einwandfrei 

 

D

Daatsche (Zwetschgedaatsche) - flacher Zwetschgenkuchen 

Daas – frisches Tannenreisig d’Obrate – der Dachboden d’Wehtag - Schmerzen

däätsch mr (br) idd - würdest du mir nicht (dieses oder jenes) tun

dabbe - treten, tappen

dabb(pp)ig - ungeschickt 

damisch - nicht klar im Kopf, bzw. noch verschlafen, bzw. bezogen auf andere oder Sachen: blöd, schlecht

Dant - übertriebener Aufwand, Danteler: Mensch, der sich im Kleinen verliert, langsam ist und nichts fertig bringt   

deanad - drüben

devu jeiche – jemanden davon jagen

Dichl - Wasserrohr aus einem ausgebohrten Holz 

Dichlbohrer - Mensch der sich für etwas viel Zeit nimmt 

dinna - drinnen

diseweag - umgekehrt 

doba - droben

Doggebabl – Puppe Dohle – Drainage

Dolder - Tannenwipfel 

dohle (doole) – eine Drainage graben

doat(dd)rlos - geschmack-, saft-. leblos, langweilig, energielos 

doiged - teigig energielos, lahm

dosohrig – nahezu taub

Drimsl (Drimsler) - verträumter, realitätsferner Mensch, Spintisierer 

drimslig - schwindlig  

Dr(oa)dler - Zögerer, langsamer Mensch

Dr(oa)me - Pfette, dicker Balken  

Drucke - Truhe, manchmal auch Schimpfwort für eine ungeschlachte Frau 

Drumm (a Drumm) - großes Stück 

dr’Wii(o)l hong – Zeit haben 

drätze – provozieren, ärgern

driebelierig – ungeduldig, drängelnd

Driisgescht –  Dreißig  Tage vom 15. 07.-15.08. (günstigste  Zeit  z  Pflanzung,  Kräuter haben beste Heilkraft)

Du(a)le - Verdiefunge, Delle 

Dudde - Euterzitze 

dunda - drunten

dussa - draußen

duure - andauern

duusle (eiduusle) - leicht schlafen  

E

ebbas, nommas - etwas

eschtimiera – würdigen, wertschätzen enge – stechen(An Weabs hot mi g’engt.) F

Fährle – Ferkel

fai – (Des isch fai wohr!)wirklich (bestärkend)

feand - letztes bzw. vergangenes Jahr

Feel – Mädchen fiage – passen firbe – kehren Firger – Spülstein G

Gähwinda – Schneeverwehungen gägge – wackeln, kippeln umgägge – umwerfen, kippen Gättr – Gatter

goatzge - gackern Gealte – Holzzuber

Geppl/ Göppl, an alte Göppl – ein altes Fahrzeug (-rad)

giere, as gieret – quietschen, es quietscht gigampfe – mit dem Stuhl schaukeln Giggeler – Hahn

g’höreg – richtig, gut, wie man es sich vorstellt

Ging, an – Fußtritt, ein ginge – mit dem Fuß treten Gitzebolle - Graupel Gischpl – Zappler

Glufe – Steck- oder Sicherheitsnadel Glufemichl – geiziger Mensch

gnot – schnell Gogummra – Gurken

Golger – Handpumpbrunnen

Golge – pumpen mit dem Golgerbrunnen gomme – alleine Haus, Kinder hüten

Göppl/Geppl – von einem Lasttier angetriebenes Drehkreuz zum Betriebeiner Pumpe, eines

Schneidegeräts etc.

Götte – (Tauf-)Pate

Gottle,Gotta – (Tauf-)Patin Gosche – Mund, Maul gosche - schimpfen gotzig(e) - der/die Einzige

Graggler – alter hinfälliger Mann grenne/ vrgrenne – spotten/ verspotten griile – gässlich, greulich

grote – gelungen, geraten Grumpra – Kartoffel Gruscht – unnützes Zeug

gruschtle – herumsuchen ohne Ziel g’scheaget - gefleckt

Gschludr – Matsch

gschpässig- merkwürdig, seltsam, rätselhaft Gschpane – Genosse,Kamerad, Mitwanderer Gschtältle – Strumpfhalter

gschtärr – starr, steif

gschtoggelet – aufgeschossen, schlagsig Gwolt -

Guetscheball – Gummiball Guine - gähnen Gurreschinder - Opfenbacher Guttre – Flasche

H

Haag – Zaun Hafe – Topf

Häfele – Topf, Nachttopf

härze – klettern, steigen

häl - glatt, glitschig, schöntuerisch Hälgiiger – Schöntuer Hennedebbele – kleine Schritte Hiisle – kleinesHaus, Klohäuschen hinderfier – verkehrt herum hindersche - rückwärts

hofele – langsam, behäbig Hornigler - Graupelschauer

Hoselottrer – mit schlampig weiterHose ausgestatteter Mann


iidressiert – geizig

K

kalte, nomas kalte – aufbewahren, behalten

kähl – widerlich

Kähner – Dachrinne

Kär – Keller 

Schputtl – Mädchen

Kemmat – Kamin

Kemmekehrer – Schornsteinfeger Kitterfiidle- jemand, der gerne kichert kittra – kichern

Klattra – Schmutzschuppen, grober Schmutz auf Haut und Fell

Klubbe – Wäscheklammer

Klumse, a Klumse- enger Spalt,Ritze

Knieringe – Strumpfbänder

kommod – bequem

Koog – Siach (Schlawiner)

Krätte – Korb

krätzebuggele – auf dem Rücken tragen

Krattler – Nichtsnutz, Umtreiberauf niedrigem Nivea Kriasbr - Kirschen

Kritzstock – Fensterkreuz

Kummet doch uf Kirbe – rutschtmir den Buckel runter

L

Lache – Pfütze, Jauche

Läfrer – Schwätzer

Laibele, s’Laibele – die Toilette

lätsche – vergießen, ausschütten, plätschern, Flüssigkeit verteilen

Läätsche – Tölpel, Dummkopf

lärge – nuscheln, undeutlich sprechen Lezealte – Lebkuchen

leache – undicht (z.B.Bei Holzbottichen)

liage – lügen

Liddegschwätz - Gerücht Loibate – Rest auf dem Teller

Loisa – Fahrspuren im weichen Gelände Loible - Weihnachtsplätzchen

loose – horchen, horchen

loddrig – wackelig, lose, gebrechlich luege – schauen

Luuser - Lausbubn

Luimsiader – langweiliger, langsamer Mensch

''m Glick s’Fiedle zoige – einen guten Vorschlag nicht annehmen

M

Mädle – Mädchen

Mädlefudler – Junge, der sich gerne bei Mädchenaufhält

meange - leicht jammern Moasa - Flecken

mugele – angenehm muschbr - wach,agil N

nammas – etwas, ein wenig niatzig – nichtsnutzig

nolle – kauen ohne Zähne

noman bloage – jemandenleicht quälen, nerven

nomas – etwas

nomas vrsoode – etwas vergeuden nomern fuchse - jemandenärgern notig – arm, ärmlich

O

obacht gea - aufpassen Ochseouge – Spiegeleier Oschtner – Ostwind

P

Pfitzer – besonders schnellerMensch

Pflättr – Fladen

pflietsga – niesen

R

Riibiise – Reibehobel, garstigeFrau

Rossmugga – Sommersprossen

Rumpl i.S.v. alte Rumpl – alte unattraktive Frau

S

Scharmitzel - Papiertüte

Scheese – Kindrscheese, Kinderwagen, (alte Frau)

schealle – läuten schiege – unrund gehen

schiire – einheizen (aschiire/ noschiire) Schlattrohre – abstehende Ohren schloddrig – schlabbrig

schloipfe – schleppen schlorge – schlurfen Schlupfer – Muff schmatzge – schmatzen

Schmuddra – Gesichtsfalten Schnäddrbäs – Ratschkattel, Klatschweib schnaigga – naschen

schoppe – stopfen,hineinstopfen

verschoppet – verstopft

Seckl – primäres männliches Geschlechtsorgan, abwertende Bezeichnung für männliches Wesen

Siach – Koog (Schlawiner)

Simplfransa – Ponyfransen

Spridlebiig – feines aufgeschichtetes Holz (Anfeuerholz)

stoare – stochern

Stoare, an – etwas Dürres, Dünnes,Vertrocknetes (auch auf Menschen anwendbar)

Strähl - Kamm

striale – streunen, sich herumtreiben

T

triele – sabbern

trimsle – ohne Ziel Truke - Truhe

U

underiebersche – kopfüber

Usgschemmt – unverschämt, schamlos

V

vjörsche – vorwärts voartlhäftig – gewinnsüchtig vorfeand – vor zwei Jahren vrbudle – zerknittern vrdwiared – verwirrt vrgrota – misslungen vrhornre – zornig werden

vrlickrle – herausfinden, zustandebringen Vrlitt – Mühe, Anstrengung

vrripsed – aufgescheuerter Stoff vrsode – vergeuden

vrzirne (noamern vrzirne) – verärgern, beleidigen (jemanden verärgern/ beleidigen)

W

wäh – fein gekleidet wiascht – hässlich

wöllaweag – trotzdem, jetzterst recht wulle si – unempfindlich sein wundergearn – neugierig

Z

z’mol - plötzlich 

Zealte – Gebäck Ziebele – Zwiebeln Zirne - Weidenkorb

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